Frauchen hat einen neuen Blog:

http://zwischengeschlecht.info

madame baiba mag nicht mehr dichten
dem kleinen leben ein denkmal errichten
frauchen und ich ziehen uns zurück in die berge
hoffentlich hat's dort keine sieben zwerge

madame baiba grüsst

ist schon seit wochen krank
schuld daran ist wohl der gestank
dieser feinstaub, der da staubt
und einem den atem raubt

ja, der mensch macht alles kaputt
was atmen will und wachsen tut
diese blöden autos überall
das ganze wird langsam fatal

deshalb ist wohl frauchens grippe
so hartnäckig wie eine kakerlakensippe
und lässt es husten wie verrückt
darüber bin ich gar nicht entzückt

denn mit spazieren ist seit tagen
gar nichts los, wag nicht zu fragen
wann frauchen endlich wieder fit
ein langer spaziergang wäre der hit

aber was murre ich hier rum
ich nehm’s frauchen ja nicht krumm
und am tag darf ich schlafen, so nett
zusammen mit frauen in seinem bett

madame baiba

sie war sehr klein und sehr, sehr alt
als zähe lebenskünstlerin sie galt
mit einem charakter riesengross
ja, die terry war einfach famos

sie hatte immer noch guten appetit
und ihr heiseres bellen war der hit
wenn ihr etwas nicht gefallen tat
dann hatte sie ein ‚äuw!’ parat

hören und sehen tat sie nicht mehr viel
und mit mir spielte sie nie ein spiel
aber das ist halt wenn man alt
da lässt einen die aufregung kalt

man nimmt es eher mit der ruh
und hört dem universum zu
besinnt sich auf die alten tage
und stellt dem leben keine frage

jetzt ist sie von uns gegangen
hat das jahr nur knapp angefangen
der kleine körper wollte nicht mehr
terrymaus, wir vermissen dich sehr

ihr frauchen hatte sie sehr gerne
sein herz leidet unter der ferne
zum geliebten wuschelhund
doch eines tages kommt die stund

wo statt grosser trauer und schmerz
die liebe erinnerung wärmt das herz
ein schatz im innern, der niemals vergeht
ein lieblicher wind, der immer weht

nennt es glauben oder seelenkraft
aber auch der tod es nicht schafft
zu trennen diejenigen, die sich gekannt
es ist bloss alles in anderem gewand

irgendwann sehen wir uns wieder
und jaulen zusammen hundelieder
und fressen überdimensionale knochen
und schauen den frauchen zu beim kochen

wer weiss, vielleicht wirst du auch wiedergeboren
als riesentappsiger hund mit flatternden ohren
wenn ich dich erkenne in einem anderen hund
tu ich dir davon mit einem augenzwinkern kund

madame baiba

frauchen es ist schlafenszeit
und du bist immer noch nicht bereit
für das warme bett neben mir
geh endlich schlafen, sag ich dir

doch frauchen hört mir nicht zu
es findet noch immer keine ruh
ist voll aufgedreht und so lebendig
nichts an ihm ist mehr elendig

frauchen strotzt vor energie
es ruft: sieh, baiba, sieh nur, sieh
endlich lebe ich, was für ein gefühl
deck mich zu, sag ich, es wird kühl

aber dem frauchen ist ganz heiss
weil es nach so langem endlich weiss
ich habe plötzlich keine angst mehr
die angst ist weg, wo kam sie her

ich bin frei, bin endlich frei
die gefängnisgitter sind entzwei
früher war ich – hihi – ein phantom
fühlte mich wie ein hässlicher gnom

heute scheiss ich auf schönheitsideale
ich hab kein auge mehr für das banale
es geht um die essenz im wesen
und um das schäumende bier auf dem tresen

och, frauchen, bitte, mach jetzt schluss
ich morgen auch früh aufstehen muss
und überhaupt: du erzählst so einen stuss
den rest des biers leerst du am besten uss

madame baiba, leicht genervt